binnenstadt Dialog #1

Platz für alle?

Unter dem Motto „Platz für alle?“ tauschten sich am 22. November 2023 Interessierte und Planungsprofis darüber aus, wie der öffentliche Raum im Centrum künftig gestaltet und genutzt werden sollte, um die Bremer Innenstadt zukunftsfähig zu machen. Die Veranstaltung mit rund 200 Teilnehmenden aus Zivilgesellschaft, Fachöffentlichkeit, Verwaltung und Politik fand in der leerstehenden Sparkassen-Immobilie Am Brill statt.

Programm

➔ Aktuelle Infos zur Gestaltung des öffentlichen Raums

➔ Begrüßungstalk:

Kristina Vogt
Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Bild: Jan Rathke

Carl Zillich
Geschäftsführung Projektbüro

Bild: Caspar Sessler

➔ Inspirierende Impulse:

Friedrich von Borries
Architektur- und Designtheoretiker, Hamburg
"Wofür brauchen wir öffentlichen Raum?"

Bild: Thomas Schweigert

Undine Giseke
Landschaftsarchitektin, Berlin
"Öffentliche Räume im Bremer Centrum: Multitalente!"

➔ Talk zu aktuellen Innenstadt-Projekten

➔ Mitmach-Formate, Stimmungsbilder und Vernetzung

➔ Ausklang mit Snacks und Getränken

Moderiert wurde die Veranstaltung von Mone Böcker.

Impressionen

Fotos: Projektbüro Innenstadt / Christian Burmester

Beim Begrüßungstalk hob Kristina Vogt (Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation) die zahlreichen temporären Formate und Ansätze hervor, die in den vergangenen Jahren erfolgreich in der Innenstadt realisiert wurden und nun in eine übergeordnete Planung überführt werden müssen.

„Trotz der Herausforderungen – seien es die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen oder unvorhersehbare Ereignisse wie die Corona-Pandemie – ist es uns gelungen, ein gemeinsames Verständnis für die Diversität der Nutzung, die Qualität der Aufenthaltsräume und die Notwendigkeit von Veränderungen zu schaffen.“

Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

„In den kommenden Monaten entstehen erste konkrete Bilder für die Zukunft des öffentlichen Raumes im Centrum, an deren Umsetzung alle Mitziehen müssen – von der Eigentümerschaft über Politik und Verwaltung bis hin zur Ebene der Bottom-Up-Initiativen und Vereine. Wir koordinieren und integrieren die verschiedenen Ebenen.“

Carl Zillich, Geschäftsführung Projektbüro Innenstadt Bremen

Durch die Keynotes und Impulse zog sich im weiteren Verlauf des Abends die Notwendigkeit zur Klimaanpassung wie ein roter Faden. Geht es nach dem Hamburger Architektur- und Designtheoretiker Prof. Dr. Friedrich von Borries, so ist das Einsetzen des Klimawandels die einzige Gegebenheit, die mit Blick auf die Zukunft des öffentlichen Raumes als gesetzt angesehen werden muss. Er plädierte dafür mutig ungewohnte, oder gar unbekannte Ansätze auszuprobieren, um dem Neuen die Tür zu öffnen. Die Berliner Landschaftsarchitektin Prof. Undine Giseke bemerkt, dass das Bremer Centrum markante öffentliche Räume bietet, mit viel Raum für klimaangepasste und sozial stimulierende Neugestaltungen.

„Entscheidend sind die sogenannten Stretchzonen, also Bereiche, die an der Grenze zwischen privatem und öffentlichem Eigentum liegen und dazu einladen, Raumnutzung ganz neu zu denken. Hier liegt der größte Hebel für die Zukunft der Innenstadt.“

Undine Gieseke, Landschaftsarchitektin

Gleich drei aktuelle Innenstadtprojekte wurden in einem Projekt-Talk vorgestellt. Carl Zillich erläuterte die Inhalte der Auslobung und den Entscheidungsstand beim Domshof-Wettbewerb. Ein weiteres Thema: Das neue Entwicklungskonzept zur Wall-Weser-Achse. Julia Gäckle vom beauftragten Planungsbüro Treibhaus veranschaulichte, welche Möglichkeiten eine Veränderung der Papen-/Pieperstraße mit sich bringen würde. Welche Anpassungen von Straßenräumen an den Klimawandel in der Bremer Innenstadt erforderlich werden und wie eine beispielhafte Umsetzung im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ aussehen könnte, erläutert Jan Casper-Damberg vom Projektbüro Innenstadt Bremen.

Im Verlauf des Abends werden gemeinsam mit dem Publikum unterschiedliche Perspektiven auf den öffentlichen Raum diskutiert. Auswahl an O-Tönen in der Fishbowl-Diskussion:

„Wir brauchen Aufenthaltsräume für alle! Der Bedarf muss von den Nutzergruppen hergedacht werden. Insgesamt gibt es einen großen Handlungsbedarf hinsichtlich des Bestands an Barrieren.“

Arne Frankenstein, Landesbehindertenbeauftragter

„Würde es sich nicht lohnen, Dinge einfach mal auszuprobieren? Vielleicht sind nicht alle großen Projekte realisierbar, aber auch kleinere Maßnahmen können sehr wirkungsvoll sein.“

O-Ton Teilnehmer:in Fishbowl

„Jeder Laden, der in der Innenstadt leer steht, versetzt mir einen Stich. Ich habe den Eindruck es passiert nicht viel und nicht schnell genug.“

O-Ton Teilnehmer:in Fishbowl

„Wir brauchen mehr Beteiligungsformate wie dieses. Die Akteure müssen frühzeitig mit eingebunden werden. Und wir müssen uns anstrengen, mehr Menschen mit Migrationshintergrund in solche Beteiligungen zu integrieren.“

O-Ton Teilnehmer:in Fishbowl

„Was sind wir persönlich bereit zu geben? Die Verantwortung für die Zukunft der Bremer Innenstadt liegt auch bei den Käufer:innen. Wer online shoppt oder nicht bereit ist sein Auto stehen zu lassen, wird die Entwicklung der Innenstadt nicht positiv beeinflussen können.“

O-Ton Teilnehmer:in Fishbowl

Für welche Aktivitäten muss der öffentliche Raum in Zukunft fit gemacht werden?

Zur Frage „Für welche Aktivitäten muss der öffentliche Raum in Zukunft fit gemacht werden?“ wurde in insgesamt rund 30 Kleingruppen á sechs Personen diskutiert. Während die eine Gruppe die Bedeutung der Aufenthaltsqualität, Orte des Verweilens und Begegnens in den Vordergrund stellte, wurde nebenan diskutiert, ob multifunktionale öffentliche Plätze an Repräsentanz verlieren. „Wir brauchen mehr konkrete Orte der Teilhabe“ fasste eine der Teilnehmenden die Ergebnisse ihrer Gruppe zusammen. „Wir müssen Kinder und Jugendliche endlich mitdenken“ fasst eine andere Teilnehmende die Ergebnisse zusammen. Auch „Barrierefreiheit“ und „Aufenthaltsmöglichkeiten für Obdachlose“ wurden genannt.

„Es müssen nicht nur die Angebote stimmen, sondern auch die Rahmenbedingungen. Nur, wenn die Menschen sich wohl fühlen, Sicherheit und Sauberkeit gewährleistet sind, nur dann sind überhaupt Aktivitäten möglich.“

O-Ton Teilnehmer:in Fishbowl

Umfrage zu den Potenzialen des Öffentlichen Raums

Mit dem eigenen Smartphone konnten die Teilnehmenden auf der Veranstaltung an einer Online-Umfrage teilnehmen. Mehr als die Hälfte der Befragten wünschen sich für den Öffentlichen Raum der Innenstadt mehr Aufenthaltsqualität, mehr Bäume bzw. Möglichkeiten zur Regenversickerung sowie mehr flexibel nutzbare Flächen. Über ein Drittel der Befragten ist sich einig, dass mehr Außengastronomie, mehr Sport- und Bewegungsmöglichkeiten und mehr kostenlose Angebote für Kinder- und Jugendliche, verbesserte Querverbindungen (Fußwege) und mehr Barrierefreiheit wünschenswert wären. Den aktuell größten Veränderungsbedarf im öffentlichen Raum sahen die meisten Befragten dabei am Hanseatenhof, in der Obernstraße und bei der Domsheide. „Flanieren“ war mit Abstand die beliebteste Aktivität im öffentlichen Raum der Bremer Innenstadt.

Wie nutzen Sie den öffentlichen Raum im Centrum besonders gerne? (SLIDO-Umfrage vom 22.11.2023)

Wo im Bremer Centrum besteht aktuell der größte Veränderungsbedarf? (SLIDO-Umfrage vom 22.11.2023)

Wie wünschen Sie sich den öffentlichen Raum im Centrum? (SLIDO-Umfrage vom 22.11.2023)

 

Die Veranstaltungsreihe binnenstadt Dialog wird durch das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert.